Wer aktuell ein „normales“ Fußballspiel sehen möchte, fährt vielleicht auf die Bielefelder Alm, in die Allianz Arena oder auch auf die dunkle Seite der B64 ins Kanalstadion. Wer aber verrückte Fußballabende voller Spannung, Emotionen und nicht erwartbarer Wendungen gepaart mit 2-12 Flaschen Pils genießen will, der fährt Donnerstagsabends entweder mit Eintracht Frankfurt ins Camp Nou oder aber mit der Druffeler SG an die Oak Lane.

Nach erneut tollen 90 Minuten konnte die 1. Mannschaft gestern Abend den direkten Tabellennachbarn in einem mitreißenden Spiel letztlich durch Tore von Mark Juretko und 2x A-Jugend- Aushilfe Noel Michel in den letzten 2 Spielminuten niederringen und bleibt in der Rückrunde weiterhin ungeschlagen.

Ich habe es eben jenem A-Jugend Coach Christian Cilker kurz vor Mitternacht nach dem 24. Veltins-Sport-Plus in der Heimkabine versprochen: Den Spielbericht gibt es pünktlich zum Frühstücks-Ei. „Cille“ selber diskutierte gestern Abend nämlich gestern lieber auf dem örtlichen Elternabend die Maskenpflicht seiner Sprösslinge in der Grundschule, als sich das Spektakel auf dem Fußballplatz reinzuziehen.

Und versprochen ist versprochen.

Die Vorzeichen standen vor der Partie denkbar schlecht für die Mannen um Coach Harry Wutke und seinem Trainerteam. Ganze 12 Spieler hatten sich via „SpielerPlus“ App zum Spiel angemeldet, der Rest lag mit Corona- Seuche im Bett, kurierte Kriegs- und Sportverletzungen aus oder hing auf der Geburtstagsparty von Außenverteidiger Ben Himmeldirk bereits frühzeitig am Tropf.

Das Trainerteam hatte sich allerdings frühzeitig mit Noel Michel und Tobias Erlei 2 Jungs aus der A-Jugend zur Verstärkung herangeholt, die auch mal die eigenen Freundin am Bahnhof in Gütersloh warten lassen konnten, um diesen Sieg ins Ziel zu bringen.

Und Liemke begann zunächst druckvoll und sehr bissig in den Zweikämpfen, während die starke Druffeler Defensive mit Christian Sandbothe und Niklas Böttcher in der Innenverteidigung dem Druck standhielt oder der wiedergenesene Keeper „Junior“ Wördekemper alles abräumte, was in die Nähe seines Kasten kam.

Abräumen war dann in der 10. Spielminute das Stichwort: Langer Ball von hinten heraus auf DSG Stürmer Mark Juretko, dieser umkurvte den gegnerischen Torwart noch vor dem Strafraum und wurde von diesem übel umgegrätscht. Während wohl der komplette Sportplatz auf die fällige, rote Karte wartete, zückte der Schiedsrichter nur den gelben Karton und gab Freistoß für Druffel, der allerdings nichts einbrachte.

Aber nun war Druffel wach und spielte teilweise sehenswerte Spielzüge in Richtung Liemker Tor. Größte Torgelegenheiten ergaben sich in Hälfte 1 durch 2 Böttcher Ecken- Kopfbälle und Bernd Steinlage, der in der Nachspielzeit einen Bilderbuch- Spielzug leider nicht zum 1:0 Führungstreffer verwandeln konnte, so dass es mit dem 0:0 Zwischenstand in die Pause ging.

Nach dem Wechsel waren es erneut zunächst die Liemker, die den Ton angaben, ohne dabei extrem gefährlich vor das Druffeler Tor zu gelangen. Druffel dagegen setzte auf weiterhin holprigem Geläuf an der Oak Lane immer wieder Nadelstiche in die andere Richtung nach vorne und verpasste durch einen Juretko Pfostenknaller und weitere 2 hochprozentige Torchancen, endlich den ersehnten Führungstreffer zu erzielen.

Doch was wäre eine Partie in Druffel aktuell ohne besondere Ereignisse, gerade in der Schlussphase?

Mit zunehmender Spieldauer wurden die Gäste- Betreuer, aber auch die Spieler auf dem Platz nervöser. Kleinere Nicklichkeiten und Fouls waren die Konsequenz und zwischenzeitlich kam der junge Schiedsrichter nicht mehr hinterher, gelbe Karten zu zücken, so dass spätestens nach 75 Minuten wohl kaum ein Akteur auf dem Platz noch ohne Verwarnung auf dem Zettel stand.

Druffel- Co- Trainer Dennis Fuhrmann schlich sich unterdessen auf die gegnerische Seite, um seine Jungs von dort aus mit wertvollen Tipps für die Schlussviertelstunde zu versorgen. Das gefiel der rot-weißen Trainerriege allerdings so gar nicht und Fuhrmann wurde mit Beleidigungen und Beschimpfungen aus der untersten Schublade wieder auf die „gute“ Seite zurückgewiesen.

Los ging es in die rasante Schlussphase mit Elfmeter für Druffel: Einwechselspieler Fabio Pohl zog mit 123km/h in den Strafraum und der Gästekeeper hatte erneut keine andere Lösung parat, als diesen per Foul vor dem Einschuss zu hindern. Klare Sache – Gelb-Rot für den Torwart und Elfmeter für die DSG. Justin Markwart und Bernd Steinlage wollten angesichts der hohen Verantwortung das Zepter nur ungerne in die Hand nehmen, bevor Markwart letztlich eben diese Verantwortung übernahm. Bis zur Ausführung des Elfers dauerte es allerdings geschlagene 7 Minuten: Der Neu-Keeper musste zunächst seine Bobby-Bolte- Gedächtnis Sportbrille auf die Nase setzen, schlich dann im Beerdigungs- Tempo zum Tor, untersuchte noch einmal gründlich den Ball und durfte dann jubeln, als Justin Markwart den Ball mit voller Wucht 2 Meter über den Kasten prügelte.

Nur 3 Minuten später war es erneut Juretko, der den Ball schon wieder an den Pfosten hämmerte, so dass erneut mein Kumpel Robert Hoyzer wohl keinen Cent mehr auf überhaupt ein Tor an diesem Abend gewettet hätte.

Und wieder hätte Hoyzer viel Geld verdienen können: Einwurf Erlei, Kopfballverlängerung Himmeldirk, Juretko aus der Drehung, ein eigentlich fast unmögliches Ding, aber Tooor zum 1:0 für Druffel in der 88. Spielminute!! Na wenn es einfach nicht geht, dann macht dieser Juretko halt die schwierigen Dinger. Alle guten Dinge waren bei ihm heute mindestens 10-12, aber egal, die Kugel lag im Tor. Und während es Liemke nun plötzlich doch eilig hatte, hatte die DSG noch ein, ne Quatsch gleich zwei Eier im Köcher.

Die Eier wurden hart gekocht von A-Jugend Aushilfe Noel Michel, kurzerhand heute auf die offensive linke Schinke gesetzt und gerade einmal 20 Minuten mit von der Partie.

Und er war der Einzige, der bereits in der Nachspielzeit im Gewühl vor dem Liemker Tor die Übersicht behielt und den von Bobby Bolte abgeklatschten Ball zum umjubelten 2:0 über die Linie drückte. Doch damit nicht genug. Es müsste mittlerweile die 98. Spielminute gewesen sein, nochmal Angriff über die linke Seite, Michel konnte von seinem Gegenspieler weder durch Trikotziehen noch durch Würgegriff zurückgehalten werden, tankte sich in den Strafraum und schob lässig rechts unten zum nun endgültigen 3:0 Sieg für die DSG ein.

Nachdem Fans an der Seitenlinie vollkommen aus dem Häuschen die Mannschaft gefeiert hatten, Markwarts Tränen über den verschossenen Elfer getrocknet und die wohl letzten Pils- Vorräte an Ede’s Eck ausgeschlürft waren (Getränkewart Janis Feldmann hatte selber den Takt vorgegeben), ging es zur Aftershow- Party in die Kabine, zu der zu später Stunde sowohl eben Christian Cilker, aber auch „Tüte“ Theising und Patty Schlüter frisch von der Autobahn mit großem Applaus begrüßt wurden.

Als ich um 23:30 Uhr den Heimweg antrat, war ich bei Weitem noch nicht der Letzte und hörte im Rausgehen noch das „OH DSG“ aus vollen Röhren, von dem ich heute Nacht sehr gut geträumt habe. Die Bilder zum Spiel gibt es sicherlich später auch auf Instagram!

Wir freuen uns nun jedenfalls auf die letzten 3 Partien der Saison. Den Anfang machen wir am So, 08.05. um 15:00 Uhr Primetime auf der St. Viter Alm, um dort ggf. auch den Spitzenreiter der B-Liga etwas ärgern zu können.